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Wer nicht lesen kann, ist weniger zufrieden

Eine Frau greift sich an den Kopf, weil sie einen Brief nicht versteht.

Die Schweiz lag zwar bei den Lesekompetenzen im jüngsten internationalen Vergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über dem Durchschnitt der untersuchten Staaten. Doch 22 Prozent der Bevölkerung zwischen 16 und 65 Jahren waren selbst mit einfachen Texten überfordert.

Beispiel einer Leseaufgabe in der OECD-Untersuchung; zum Thema

Beispiel einer Leseaufgabe

Das Bundesamt für Statistik (BFS) erklärt die Aufgaben der OECD-Untersuchung mit einem Beispiel. Diese Frage sei «recht einfach» zu beantworten.

Neben dem Lesen wurden in der OECD-Erhebung auch die Kompetenzen in Mathematik und Problemlösung untersucht. Die Resultate waren vergleichbar:

  • In Alltagsmathematik waren 19 Prozent der Schweizer Bevölkerung mit einfachen Aufgaben überfordert.
  • Im «adaptiven Problemlösen» waren es 25 Prozent.

 

Auswirkungen auf Beruf und Privatleben

Am besten in diesen Kompetenzen schnitten übrigens Finnland, Japan, Schweden, Norwegen und die Niederlande ab. Aber wie wirken sich geringe Kompetenzen auf das Leben der Menschen aus? Dieser Frage ist kürzlich das Bundesamt für Statistik (BFS) für die Schweiz nachgegangen. Menschen mit geringen Kompetenzen sind:

  • Nur zu 71 Prozent erwerbstätig (im Vergleich zu 83 Prozent der Gesamtbevölkerung)
  • Zu 26 Prozent in den letzten zwölf Monaten auf Sozialleistungen angewiesen (Gesamtbevölkerung: 14 Prozent)
  • Zu 81 Prozent in Berufen mit tiefen Löhnen tätig (Gesamtbevölkerung: 40 Prozent)
  • Zu 26 Prozent mit ihrem Leben «unzufrieden» oder «mittelmässig zufrieden» (Gesamtbevölkerung: 14 Prozent)
  • Zu ebenfalls 26 Prozent einverstanden der Aussage, ihre Gesundheit sei «schlecht» oder «mittelmässig» (Gesamtbevölkerung: 14 Prozent)
  • Zu 19 Prozent ehrenamtlich tätig (Gesamtbevölkerung: 37 Prozent)

Ein Betroffener erzählt

Radio SRF hat einen Berner porträtiert, der seinen beruflichen Weg trotz Mühe beim Lesen, Schreiben und Rechnen gegangen ist. Geholfen habe ihm unter anderem ein Kollege, der einen langen Text für eine Ausbildung als Sprachnachricht vorgelesen habe. Zu hören oder zu lesen ist das eindrückliche Porträt über den Link.

Vereinfachte Sprachformen verstehen alle

Von Problemen mit Lesen, Rechnen und Problemlösung sind nicht ausschliesslich Menschen mit fremdsprachigem Hintergrund betroffen: Laut dem Bundesamt für Statistik hatten 38 Prozent der Menschen mit geringen Kompetenzen eine der in der Untersuchungen verwendeten Sprachen – Deutsch, Französisch oder Italienisch – als Hauptsprache.

Um alle Menschen in der Schweiz abzuholen, braucht es zum einen spezifische Weiterbildungen für Betroffene. Zum anderen müssen öffentliche Verwaltungen, Organisationen und Unternehmen einen Schritt auf diese Menschen – interessante Zielgruppen notabene – zugehen und ihre Inhalte in Leichter Sprache oder in Einfacher Sprache anbieten.

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