Die verlorene Zielgruppe
Die Zahl erschreckt: 800’000 Menschen in der Schweiz haben Mühe, einen einfachen Text zu verstehen. Die Ursachen dafür sind ganz unterschiedlich. Oft handelt es sich dabei um eine Kombination verschiedener Faktoren: von nicht erkannten Seh- und Hörschwächen über Entwicklungsdefizite bis hin zu familiären Hintergründen. Laut SP-Nationalrätin und Präsidentin des Schweizer Dachverbands Lesen und Schreiben, Chantal Galladé, handelt es sich dabei um Menschen, die in der Schweiz aufgewachsen und hierzulande zur Schule gegangen sind.
Für die Kommunikationsabteilungen von Unternehmen bedeutet dies: Jede zehnte in der Schweiz aufgewachsene Person ist nicht in der Lage, ihre Website zu lesen. Sie wird das Produkteblatt ungelesen zur Seite legen, die Kundenzeitschrift direkt in den Müll werfen und das Anmeldeformular achselzuckend beiseiteschieben.
Dabei wäre es relativ einfach, diese verlorene Zielgruppe zu erreichen. Dazu braucht es ja nicht gleich ein barrierefreies Webportal. Oft ist schon viel gewonnen, wenn ein Berater oder Verkäufer seinem Kunden ein einfaches, aber sorgfältig verfasstes und gestaltetes Informationsblatt überreichen kann. Die Geste überwindet nicht nur Kommunikationshürden. Sie sendet gleichzeitig ein Signal: «Uns sind auch Kunden wichtig, die Schwierigkeiten haben, Standardtexte zu verstehen.»
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